Revolution im Kaffeeanbau: Kommt der Labor-Kaffee?

Zusammenfassung: Der Klimawandel bedroht den Kaffeeanbau. Laut einer neuen Studie könnten bis 2050 über die Hälfte der Anbaugebiete verschwinden. Die Preise steigen bereits. Doch ein Schweizer Start-up entwickelt eine Alternative: Kaffee aus in Tanks gezogenen Zellkulturen.
Der Preis von Kaffee steigt immer weiter und hat sich längst auch auf die Endkundenpreise durchgeschlagen. Schuld daran sind vor allem Regenausfälle in Mittel- und Südamerika, gerade in jenen Regionen, in denen ein Großteil des weltweit angebauten Kaffees stammt. Und wer hofft, es könnte sich dabei um eine schlechte Saison handeln und im nächsten Erntejahr würde es schon wieder besser, könnte bitter enttäuscht werden. Einer aktuellen Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) nach, werden sich die Anbaugebiete für den beliebten Arabica-Kaffee bis 2050 um 54% verringern. Im schlimmsten Falle könnten die Anbaugebiete der vor allem in Mittel- und Südamerika angebauten Sorte sogar um 60% schrumpfen. (1) Das im Zuge des Klimawandels die für anspruchsvollen Arabica geeigneten Regionen zurückgehen, war schon länger klar. Und auch die etwas anspruchslosere Robusta-Variante wird nicht ganz ungeschoren davonkommen. Doch die aktuelle Studie führt noch einmal deutlich vor Augen, dass Kaffee erneut zum Luxusprodukt werden könnte, wenn wir uns nicht um Alternativen kümmern.
Labor-Kaffee macht sich startbereit
In diesem Kontext taucht oft der Laborkaffee auf. Tatsächlich gibt es auch hier inzwischen Neuigkeiten aus der Schweiz. Wie die BILD-Zeitung (2) kürzlich berichtete, steht das Schweizer Start-up Food Brewer kurz davor ein Verfahren massentauglich zu machen, bei dem Kaffee nicht mehr auf Plantagen wächst, sondern in umgebauten Bierbrau-Tanks.
Fast drei Jahre lang hat das Schweizer Start-up bereits daran getüftelt, im Labor Zellen von Kaffeepflanzen zu kultivieren. Da es sich dabei um winzige Zellen handelt, wird als Ausgangsbasis nicht einmal eine ganze Kaffeebohne benötigt. Schon ein kleines Stückchen genügt. Mit speziellen Nährlösungen werden die Zellen dann gewissermaßen aufgepäppelt, bis sie nach einigen Tagen fast kleinen Wölkchen ähneln. Diese wandeln dann in den Tank, wo sie mit einer Nährlösung aus Wasser, Zucker, Vitaminen und Mineralstoffen vorsorgt und in Bewegung gehalten werden. Nach rund drei Wochen hat sich der gesamte Tank gefüllt und die die Kaffeezellen können geerntet werden. Alles was nach Aussage des Schweizer Start-ups dann noch fehlt, ist ein kleiner Waschgang und das Trocknen. Das Ergebnis ist dann sofort als Kaffee weiterbearbeitbar. Tester beschreiben den daraus zubereiteten Kaffee als intensiv und dunkel geröstet, sowie leicht bitter beschrieben.
Auch Kakao soll aus dem Labor kommen
Gleichzeitig hat Food Brewer auch ein Verfahren entwickelt, mit dem Kakao künstlich im Labor hergestellt werden kann. Hier sind die Innovatoren sogar schon etwas weiter, und eine Markteinführung in den USA ist bereits in Sichtweise. Der strenger regulierte EU-Markt dürfte aber wohl noch etwas auf die beide Produkt warten.
Dabei argumentieren die Gründe, dass es sich bei ihrem Produkt am Ende um ein natürliches Produkt handelte. „Wir greifen nicht in die DNA ein, sondern ahmen lediglich den natürlichen Wachstumsprozess in einem geschützten Umfeld nach“, erklärte Christian Schaub der Bild gegenüber. Ob diese Versicherung allerdings genügt, um Kundinnen und Kunden von Laborkaffee zu überzeugen? Am Ende wird es auch der Preis mitentscheiden. Liefert der Laborkaffee ein ausreichend gutes Ergebnis zu einem für Kaffeetrinkende akzeptablen Preis, während klassisch angebauter Kaffee vielleicht hochwertiger ist, dafür aber auch entsprechend mehr kostet? Oder wird Laborkaffee eine ähnlich große geschmacklich und qualitative Vielfalt entwickeln, und da dies keinen großen zusätzlichen Kosten verursachen dürfte, zu einem günstigen Preis auf den Markt kommen. Die Entwicklung bleibt spannend.
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