Coffeemakers.de

Kaffee & Müdigkeit: Warum Ihr Morgenritual trügen kann

  • Kaffee als Wachmacher? Studien zeigen, dass sich der Körper an Koffein gewöhnt und die Wirkung nachlässt.
  • Schlaf und Koffein: Kaffee kann den Tiefschlaf verringern und die gesamte Schlafdauer verkürzen, vor allem bei spätem Konsum.
  • Bewusst genießen! Am Ende sollte Kaffee vor allem ein Genussmittel sein, statt nur als Wachmacher zu dienen.

Viele Menschen verlassen sich auf ihren morgendlichen Kaffee, um in den Tag zu starten. Doch ist das Koffein tatsächlich der Wachmacher, für den wir es halten? Eine aktuelle Zusammenstellung unterschiedlicher Studienergebnisse (1) aus der Schlafforschung legt nahe, dass der Effekt stark von unseren Gewohnheiten abhängt.

Regelmäßiger Kaffeekonsum schwächt die Wirkung von Koffein

Dr. Carolin Reichert von den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel betont, dass Koffein nur dann wirklich belebend wirkt, wenn es nicht regelmäßig konsumiert wird. „Damit Kaffee als Wachmacher funktioniert, müssen unsere Rezeptoren empfindlich darauf reagieren – und das setzt Phasen der Abstinenz voraus“, erklärt sie in einer Pressemitteilung zur Studienveröffentlichung. Menschen, die täglich mehrere Tassen trinken, gewöhnen sich an den Wirkstoff und würden den gewünschten Effekt nicht mehr in vollem Umfang erleben.

Allerdings verfliegt dieser Gewöhnungseffekt relativ schnell. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass bereits eine Pause von etwa vier Tagen ausreicht, um die Sensitivität gegenüber Koffein wieder zu erhöhen. Dies kann jedoch auch Nebenwirkungen haben: Eine Untersuchung der Universität Zürich ergab, dass eine morgendliche Koffeineinnahme nach einer solchen Abstinenzphase den Tiefschlaf in der folgenden Nacht messbar reduziert. Zudem fanden Forscher aus Seattle und Berkeley heraus, dass jede Tasse Kaffee am Nachmittag oder Abend die gesamte Schlafzeit um etwa zehn Minuten verkürzen kann.

Wann hilft Kaffee wirklich gegen Müdigkeit?

Die Forschung zeigt, dass Koffein vor allem dann hilfreich ist, wenn wir entweder zu wenig geschlafen haben oder bereits sehr lange wach sind. Wer jedoch ausgeruht ist, profitiert kaum von einem zusätzlichen Energieschub. Koffein mache uns nicht wacher, als wir ohnehin schon seien, heißt es in einer Mitteilung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM). (2) Koffein wirkt also nicht immer belebend, sondern verhindert vielmehr, dass Müdigkeit überhand nimmt.

Der Morgenkaffee: Warum wir ihn trotzdem brauchen

Viele Kaffeetrinker schwören darauf, dass sie ohne ihre tägliche Dosis kaum in den Tag starten können. Doch dieses Gefühl ist oft nicht auf die tatsächliche Wirkung von Koffein zurückzuführen, sondern auf einen Entzugseffekt. Wer regelmäßig Kaffee konsumiert, gewöhnt sich an einen konstanten Koffeinspiegel. Während der nächtlichen Pause sinkt dieser, was zu morgendlicher Müdigkeit führt – ein Phänomen, das durch den ersten Kaffee des Tages scheinbar „behoben“ wird. Ob man deshalb bereits von einer Koffeinabhängigkeit sprechen kann, bleibt offen.

Darüber hinaus beeinflusst Koffein das Dopamin-System im Gehirn, was ein Gefühl der Belohnung hervorrufen kann. Dies könnte erklären, warum viele Menschen Kaffee mit Motivation und Produktivität verbinden.

Warum jeder anders auf Koffein reagiert

Unabhängig davon reagiert nicht jeder Mensch gleich auf Koffein. Während manche problemlos nach einem Espresso am Abend schlafen können, hält eine einzige Tasse am Nachmittag andere noch lange wach. Hier spielt die genetische Veranlagung eine entscheidende Rolle, die bestimmt, wie schnell unser Körper Koffein abbaut. Zudem beeinflussen weitere Faktoren wie Rauchen die Koffeinaufnahme und -wirkung. Studien zeigen, dass Raucher Koffein schneller abbauen als Nichtraucher, da Nikotin bestimmte Enzyme in der Leber aktiviert, die für den Koffeinabbau verantwortlich sind. 

Fazit: Koffein bewusster genießen

Wer Kaffee gezielt als Wachhalter einsetzen möchte, sollte seinen Konsum überdenken. Phasen ohne Koffein können helfen, die Empfindlichkeit der Rezeptoren zu erhalten und den gewünschten Effekt bei Bedarf wieder stärker zu spüren. Statt auf eine morgendliche Routine zu vertrauen, könnte es sich lohnen, Kaffee bewusster zu genießen – dann wirkt er, wenn es wirklich darauf ankommt. Gleichzeitig zeigen neuere Erkenntnisse, dass Koffein über seine wachmachende Wirkung hinaus weitere interessante Effekte auf Körper und Geist haben könnte.

Weiterführende Informationen

(1) https://idw-online.de/de/news?id=824459

(2) https://www.dgsm.de/

erstellt am 17.02.2025 von Jörg von Coffeemakers

Top