Silberhäutchen der Kaffeebohne könnten Mehl ersetzen

Die Nutzung von Silberhäutchen aus Kaffeeröstereien bietet eine innovative Lösung für nachhaltiges Backen.
Eine neue Studie der italienischen ENEA (Nationale Agentur für Neue Technologien) hat gezeigt, dass Abfälle aus der Kaffeeröstindustrie, insbesondere das sogenannte Silberhäutchen, als hochwertige Lebensmittelzutat in Backwaren verwendet werden können. Das Silberhäutchen ist eine dünne, papierartige Haut, die die Kaffeebohne innerhalb der Kaffeekirsche umhüllt. Anders als die umgebene Schale, das Fruchtfleisch der Kaffeekirsche, sowie die Schleim- und Pergamentschicht, ist das Silberhäutchen allerdings zum Start des Röstprozesses vorhanden. Erst im Verlauf des Röstvorgangs fällt es von der Kaffeebohne ab und bleibt als Röstabfall zurück. Die vielversprechenden Ergebnisse der Studie zeigen jetzt jedoch eine Verwendungsmöglichkeit für diese Silberhäutchenreste, die sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Vorteile bieten könnten.
Umweltvorteile und wirtschaftliche Einsparungen
Die Nutzung von Röstereiabfällen als Zutat in Backwaren könnte den Umwelteinfluss der Verarbeitung um ganze 73% senken und gleichzeitig die Entsorgungskosten für Unternehmen halbieren, in dem die Verwendung von Mehl durch den Einsatz der Silberhäutchen zurückgeht. Eine Lebenszyklusanalyse der ENEA zeigt, dass die Verwendung von Silberhäutchen in Lebensmitteln etwa 250 kg CO2-Äquivalent für jede Tonne Mehl, das durch Kaffeebohnenabfälle ersetzt wird, einspart. Dies entspricht der Menge an CO2, die von 22 Bäumen absorbiert wird. Im Gegensatz dazu führt die Verwertung als Kompost zur Emission von etwa 236 kg CO2-Äquivalent, und die Umweltauswirkungen werden nicht durch die Vorteile des Komposts ausgeglichen.
Ökonomische Aspekte
Auf wirtschaftlicher Ebene zeigt die Lebenszykluskostenanalyse, dass ein Röstunternehmen seine Kosten für die Entsorgung von Silberhäutchen um 60% senken kann, von 448 €/Tonne auf 190 €/Tonne, wenn diese als funktionelle Zutat statt als Kompost verwendet werden. Um konkrete Zahlen zu nennen, wies man auf die Metropolregion Neapel hin. Dort fielen im Jahr 2019 insgesamt 30.000 tonnen an organischen Abfall an, fast 3% davon stammten aus Kaffeeröstereien, hauptsächlich Silberhäutchen.
Herausforderungen und regulatorische Hürden
Trotz der vielversprechenden Ergebnisse muss das Silberhäutchen zunächst das Zulassungsverfahren durchlaufen, um in kommerziellen Lebensmitteln verwendet werden zu dürfen. Zwar zeigen auch andere Studien auf, dass der Verzehr von Silberhäutchen geringe Risiken und viele Vorteile hätte, das Zulassungsverfahren durch die EU läuft aber aktuell noch.
Die italienische Studie deutet allerdings auch daraufhin, dass die Verwendung von Silberhäutchen in Backwaren nicht nur der Umwelt und der Wirtschaft zugutekommen könnte, sondern auch die Gesundheit der Verbraucher fördern kann. Unter anderem sind sie reich an Ballaststoffen (35%), Proteinen (19%) und Antioxidantien.
Die Ergebnisse dieser Studie, die im Rahmen des europäischen Biocircularcities-Projekts durchgeführt und in der Zeitschrift Sustainability veröffentlicht wurden, bieten eine vielversprechende Perspektive für die nachhaltige Nutzung von Kaffeeabfällen.

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